Die Gebrüder Chappe entwickelten Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich die ersten optischen Telegraphen. Eine erste Depesche wurde am 14.8.1794 von Lille nach Paris übertragen. Erstmals konnte in etwa 8 Stunden eine Entfernung von 230 Kilometern überbrückt werden. Auf exponierten topographischen Punkten errichtete man turmhohe Konstruktionen, die aus drei beweglichen „Flügeln“ bestanden. Je nach Stellung signalisierten diese einen Buchstaben.
„J’ ecris dans l’espace“ – „Ich schreibe im Raum“ – diese enthusiastischen Worte von Claude Chappe leiteten einen rigorosen Wandel in den bisherigen Raum – Zeit – Vorstellungen ein.

Zu Beginn des 19.Jahrhunderts waren Brieftauben die schnellsten Überbringer von Botschaften. Mit der Entwicklung des Telefons gerieten die Brieftauben jedoch als Transportwesen zunehmend ins Hintertreffen. Heute sind sie selbst zur Produzenten von Informationen geworden, wenn sie bei Wettflügen die Zeitmesser der Züchter passieren.

Elektromagnetische Wellen als lichtschnelles Transportmedium bringen mir per Radio Kunde von einem sehr erfolgreichen Brieftaubenzüchter, Friedrich Jappe. Über ihn gelange ich zum Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e.V., Kreisverband 185, Potsdam. Frau Bowitz stellt mir fruendlicherweise die Daten des Wettfluges Nr. 31 vom 14.8.1999 von Gerwisch nach Potsdam über 96 Kilometer zur Verfügung.

Mit einer speziellen Software* wandle ich die Zahlen des Wettfluges um in eine fortlaufende Linie, eine Spur, bei der die Zeichenrichtung und die Streckenlänge von den jeweils betrachteten Zahlen bestimmt wird. So entstehen die Linien „paloma3“ (für alle aufgezeichneten Daten) und „paloma4“ (für die erreichten Geschwindigkeiten der einzelnen Tauben).

Diese aus dem Flug der Brieftauben entstandenen Linien projiziere ich als „Landezeichen“ auf die Erde am Ende einer Vogelfluglinie in Cordoba/Spanien.  Auf diese Weise werfen die rätselhaften Zeichnungen auf dem Wüstenboden in Nazca/Peru ihr phantastisches Licht auf abendländisches Gefilde.
 

HAEL YXXS, 14. 8. 2000

*   MPW-Software von JVSchmidt (www.piworld.de)